Slow Coffee Movement
Fast Food war gestern. Stattdessen formiert sich eine Gegenbewegung: Das Slow Food Movement. Sympathischer Ableger ist die Slow Coffee Bewegung, die guten Kaffee und seine Zubereitung in den Mittelpunkt stellt.
Einen typischen Slow Coffee bereitet man – das dürfte jetzt niemanden verwundern – langsam zu. Aber das allein reicht natürlich noch nicht aus. Die Anhänger der Slow Coffee Bewegung zelebrieren das Kaffee-Machen regelrecht. Mittlerweile gibt es dazu auch das passende Werkzeug: Karaffen, Krüge, Wasserkocher und sogar spezielle Tassen. Unerlässliches Accessoire ist allerdings die Attitüde des Brauenden. Denn beim Slow Coffee geht es darum, sich richtig viel Zeit zu lassen und diese auch bewusst wahrzunehmen. Mit diesem bewussteren Blick auf die Dinge soll, wenn er denn endlich fertig ist, auch der Kaffee genossen werden. Slow Coffee ist also mehr als nur Kaffee es ist eine Lebenseinstellung. Nachhaltige Landwirtschaft und faire Produktionsmethoden gehören ebenso zum Slow Coffee Movement. Klingt also nach einer guten Sache, die man sich mal genauer ansehen sollte.
Was gehört zum Trend dazu?
Wie bereits angedeutet, ist die Slow Coffee Bewegung Teil des Slow Food Movement. Und hierbei geht es nicht nur ums Essen, sondern eigentlich um eine bessere Welt. Im Mittelpunkt stehen die Produktionsweise der Lebensmittel, so wird auf regionalen Anbau und ökologische Landwirtschaft geachtet. Dazu wurde mittlerweile ein eigenes Netzwerk ins Leben gerufen, das sich um den Austausch und die Zusammenarbeit aller am Produktionsprozess Beteiligten kümmert: Terra Madre. Was den Kaffee betrifft sieht es mit regionalem Anbau schwierig aus, daher konzentriert man sich hier auf zertifizierte Anbaugebiete und vor allem fairen Handel.
Vom Slow Coffee Movement sollen alle Beteiligten profitieren.
Wie wird er denn nun zubereitet, der Slow Coffee?
Lange genug auf die Folter gespannt. Wer wissen möchte, wie man einen richtigen Slow Coffee zubereitet, der braucht vor allem eins: Zeit. Und das ist auch gut so. Denn durch den langen Brühvorgang, können sich die Aromen, die im Kaffeepulver enthalten sind, erst richtig entfalten. Kaffee ist nämlich mehr, als nur ein schneller Koffeinkick.
„Pour Over“ oder „Pour Over Brewing“ lautet das Zauberwort bei der Slow Coffee Zubereitung. Übersetzt heißt das nur so viel wie: übergießen oder aufbrühen, indem man übergießt. So kann man selbst entscheiden, wie viel Zeit man dem Kaffee geben möchte, um sein Aroma zu entfalten. Doch zunächst müssen die Bohnen gemahlen werden. Dies gehört selbstverständlich zum Kaffee-Machen dazu und sollte ebenso sorgfältig gemacht werden. Das Mahlen kann nämlich den Unterschied machen. Im Idealfall ist das Pulver sehr feinkörnig, zu vergleichen etwa mit Kristallzucker.
Nächster Stopp: Kaffeefilter-Halter, Kenner:innen nennen ihn Dripper, und Kaffeefilter. Das Pulver wird nun nicht einfach in den Filter gegeben, sondern zunächst wird der Filter „gereinigt“ und zwar mit warmem Wasser. Dazu wird ein Teil des Wassers, das später für den Aufguss verwendet wird, durch den Filter geschüttet. Dieser verliert dadurch seinen Papiergeschmack und wird außerdem von Fasern befreit, die während seiner Herstellung entstanden sind. Das Wasser wird in der Tasse aufgefangen, in die später auch der Kaffee läuft – so wird sie schon mal aufgewärmt und hält gleich den Kaffee schön warm. Bevor der Kaffee hinein träufelt, wird es natürlich ausgekippt.
Damit sind die Vorbereitungen abgeschlossen und der Kaffee kann tröpfeln. Also, Pulver in den Filter füllen und mit einer kleinen Menge Wasser (heiß, aber nicht mehr kochend) aufgießen. Es sollte gerade so viel Wasser sein, dass das Pulver sich vollsaugen kann. Nach ca. 30 Sekunden diesen Schritt wiederholen. Man sollte sich ungefähr zwei bis drei Minuten Zeit lassen, dann ist der Kaffee fertig.
Von wegen kalter Kaffee – Der perfekter Drink für den Sommer
Ganz genau, Kaffee wird jetzt auch kalt getrunken. Cold Brew – lautet das Stichwort. Er wird nämlich nicht stehen gelassen, bis er kalt ist, sondern schon kalt aufgegossen. Diese Kaffee-Variante zeichnet sich durch einen intensiveren Geschmack aus und hat gleichzeitig auch weniger Bitterstoffe. Eine tolle Alternative an heißen Tagen!
Coffee is the new wine!
Was lernen wir nun aus der vorgestellen Slow Coffee Bewegung? Vor allem das: Kaffee hat mehr Facetten, als man gemeinhin denkt. Wahre Kaffee-Connaisseurs können bei einem richtig zubereiteten Slow Coffee ähnlich viele Geschmacksnuancen erschmecken, wie Weinkenner bei einem guten Wein.
Und ist man erstmal auf den Geschmack gekommen, möchte man seinen Slow Coffee nicht mehr missen – und die damit verbundene Auszeit auch nicht.