Fairtrade Kaffee: Was steckt dahinter?
Nachhaltigkeit und Ethik prägen zunehmend die Kaufentscheidungen vieler Menschen, einschließlich ihrer Kaffeeauswahl. Wie Fairtrade und Kaffee zusammenhängen, erfahren Sie hier.
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Das Wichtigste in Kürze:
- „Fair Trade“ ist die Bezeichnung für fairen Handel.
- „Fairtrade“ ist eine Initiative mit internationalem Zertifizierungssystem für fairen Handel.
- Produkte mit Fairtrade-Siegel garantieren einen Standard an sozialen, ökonomischen und umweltbezogenen Kriterien.
- Fair gehandelter Kaffee kann mit dem Fairtrade- als auch Bio-Siegel ausgestattet sein.
Was ist der Unterschied zwischen Fair Trade und Fairtrade?
- Fair Trade
,,Fair Trade“, getrennt geschrieben, ist eine allgemeine englische Bezeichnung, die übersetzt ,,fairer Handel" bedeutet. Es ist ein generelles Konzept, das sich auf den Handel mit Produkten bezieht, bei dem faire Preise und Bedingungen gewährleistet werden. Diese werden mit verschiedenen Fair-Trade-Zertifikaten ausgezeichnet. - Fairtrade
,,Fairtrade“ hingegen ist eine Initiative mit spezifischem Zertifizierungssystem für Produkte, das von der internationalen Organisation Fairtrade International (ehemals TransFair) verwaltet wird. Produkte, die mit dem Fairtrade-Label gekennzeichnet sind, entsprechen den Standards und Kriterien dieses Zertifizierungssystems.
Die Verwendung des Wortes ,,Fair Trade'' für fairen Handel ist somit etwas verwirrend. In diesem Beitrag geht es jedoch vornehmlich um die Initiative und die Vergabe des Fairtrade-Siegels für Kaffee.
Wofür steht die Initiative Fairtrade?
Fairtrade ist ein internationales Zertifizierungssystem, das darauf abzielt, benachteiligte Produzierende in Entwicklungsländern zu unterstützen, indem es für faire Handelsbedingungen sorgt. Es gewährleistet Mindestpreise, fördert umweltfreundliche Bedingungen und bessere Arbeitsbedingungen. Damit ermöglicht Fairtrade eine nachhaltigere und gerechtere Weltwirtschaft.
Das Siegel für Fairen Handel , garantiert eine nachvollziehbare Handelskette, von der alle Beteiligten profitieren. Es soll den Handelsverlauf akribisch kontrollieren und besonders kleinen Landwirtschaftsbetrieben und deren Familien vor Preiskämpfen mit großen Konzernen schützen. Vergeben wird das Fairtrade-Siegel durch den gemeinnützigen Verein TransFair auf Basis von Lizenzverträgen.
Was bedeutet Fairtrade beim Kaffee?
Fairtrade-Kaffee bezeichnet Kaffee, der unter den Standards und Kriterien des Fairtrade-Systems angebaut und gehandelt wird. Das bedeutet, dass die Kaffeeproduzierende einen fairen Preis für ihre Ernte erhalten, der mindestens dem Fairtrade-Mindestpreis entspricht und darüber hinaus eine Fairtrade-Prämie beinhaltet, die für soziale, wirtschaftliche und ökologische Entwicklungsprojekte genutzt wird.
Die genauen Anbaugebiete können variieren, da sie von den jeweiligen Fairtrade-Organisationen und den Kaffeekooperativen, die sich der Fairtrade-Bewegung angeschlossen haben, abhängig sind. Jeder Kaffee mit einem Fairtrade-Siegel muss jedoch die festgelegten Fairtrade-Standards erfüllen, unabhängig davon, wo er angebaut wurde.
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Wie setzt sich der faire Preis zusammen?
80 Prozent des Kaffees werden von 25 Millionen Kleinbauernfamilien produziert. An der Wertschöpfungskette bis zur fertigen Tasse sind verschiedene Partner beteiligt, die alle ihren Anteil am Gesamtpreis erhalten. Dazu gehören Landwirtschaftsbetriebe in den Ursprungsländern, Importeure, Verarbeiter, Groß- und Einzelhändler in Deutschland. Steuern und Abgaben wirken sich ebenfalls auf den Kaffeepreis aus.
Fairer vs. konventioneller Kaffeepreis
Beim fairen Handel erhalten die landwirtschaftlich Beschäftigten einen Mindestpreis für ihren Kaffee, der in der Regel höher ist als der aktuelle Marktpreis. Dieser Mindestpreis soll sicherstellen, dass die kleinen Landwirtschaftsbetriebe ihre Produktionskosten decken können und ein angemessenes Einkommen erhalten, unabhängig von den Schwankungen des Kaffeemarktes.
Bei konventionellem Kaffee hängen die Einnahmen der Kaffeeproduzierenden von den Schwankungen des globalen Kaffeemarktes ab. Wenn die Kaffeepreise niedrig sind, können die Bauern Schwierigkeiten haben, ihre Produktionskosten zu decken und angemessene Einkommen zu erzielen. Die Preise werden hauptsächlich durch Angebot und Nachfrage bestimmt.
Es gibt auch Kaffee, der sowohl das Bio- als auch das Fair Trade-Zertifikate trägt. Das bedeutet, dass er sowohl nachhaltig angebaut wurde und gleichzeitig faire Arbeitsbedingungen und Entlohnung gewährleistet werden. Die Initiative Fairtrade hat mittlerweile Umweltstandards in ihr Zertifizierungssystem übernommen.
Welche Kriterien gelten für das Fairtrade-Siegel?
Fairtrade-Standards
Die Fairtrade-Standards sind ein Satz von sozialen, ökonomischen und umweltbezogenen Kriterien, die von der Fairtrade International Organisation entwickelt wurden, um die faire und nachhaltige Produktion und den Handel von Gütern zu gewährleisten:
- Stärkung der kleinen Landwirtschaftsbetriebe und Arbeitenden
Dies umfasst die Vorgaben zur demokratischen Struktur von Genossenschaften und die Unterstützung von Gewerkschaftsorganisationen auf Plantagen. Außerdem werden geregelte Arbeitsbedingungen gefordert, Kinderarbeit ist verboten und Diskriminierung wird nicht toleriert. - Umweltschutz
Fairtrade schreibt eine umweltfreundliche Landwirtschaft vor, die natürliche Ressourcen schützt, den Einsatz gefährlicher Pestizide und gentechnisch veränderter Saaten verbietet und den biologischen Anbau durch zusätzliche Bio-Prämien fördert. - Anforderungen an Händler und Hersteller
Dies beinhaltet beispielsweise die Zahlung des Fairtrade-Mindestpreises und der Fairtrade-Prämie, die Bereitstellung von Belegen für Waren- und Geldbewegungen sowie die Aufrechterhaltung transparenter Handelspartnerschaften.
Kritik an Fairtrade
Ethischer Konsum erlebt einen Boom, wobei fair gehandelter Kaffee zunehmend gefragt ist. Jedoch entzündet sich Kritik am Fairtrade-Siegel, hauptsächlich wegen mangelnder Transparenz und Komplexität des Systems. Der Aufpreis für Fairtrade-Kaffee gelangt oft nicht vollständig zu den Produzierenden, und Mechanismen wie der Mengenausgleich können dazu führen, dass Fair Trade Kaffee kein fair gehandeltes Produkt mehr enthält.
Trotz Kritik hat Fairtrade-Kaffee positive Auswirkungen auf soziale, ökologische und ökonomische Fairness gezeigt. Die Unübersichtlichkeit verschiedener Siegel und Systeme erzeugt jedoch Verwirrung. Das Fairtrade-Siegel hat Vertrauen aufgebaut, das für den Kaffeehandel von Nutzen ist. Mit Verbraucherunterstützung kann der faire Handel weiter stabilisiert und entwickelt werden.
Warum fair gehandelter Kaffee?
Kaffee ist eines der beliebtesten Getränke weltweit und wird gerade aus diesem Grund massenhaft produziert. Seine Geschichte als ein ehemaliges Kolonialprodukt, zeigt die unfairen Weltmarktbedingungen auf, worunter oftmals darunter Mensch und Natur leiden. Schuld daran ist der Preisdruck und die Sehnsucht nach Gewinnmaximierung. Fairer Handel bietet eine Lösung: Konsumenten, die bewusst fair gehandelten Kaffee wählen, tragen dazu bei, eine Verbesserung der Bedingungen dieser Bauern herbeizuführen.
Ist Bio-Kaffee auch gleichzeitig fair gehandelt?
Nicht unbedingt. Obwohl ,,Bio“ und ,,Fair Trade“ oft Hand in Hand gehen, sind sie nicht dasselbe und werden durch verschiedene Zertifizierungen geregelt:
- ,,Bio“ bezieht sich auf den ökologischen Anbau des Kaffees. Bio-Kaffee wird ohne synthetische Pestizide oder Düngemittel angebaut, was sowohl für die Umwelt als auch für die Gesundheit der Arbeitenden und der Verbrauchenden besser ist.
- ,,Fair Trade“ (Fairer Handel) hingegen konzentriert sich auf soziale und wirtschaftliche Standards, um eine faire Entlohnung und gute Arbeitsbedingungen für die Bauern und Arbeitenden in den Herkunftsländern zu gewährleisten.
Was man als Verbrauchende beachten sollte
Als Verbrauchende, die fair gehandelten Kaffee unterstützen möchten, ist es wichtig, auf anerkannte Siegel zu achten. Die Initiative Fairtrade ist bestimmt nicht perfekt, aber leistet dennoch wichtige Arbeit für einen fairen Handel. Durch bewusste Kaufentscheidungen können Konsumierende dazu beitragen, faire Arbeitsbedingungen und nachhaltige Anbaumethoden in der Kaffeeindustrie zu fördern. ,,Direct Trade“ stellt eine weitere Option zum Thema fairen Handel dar, da hierbei der Kaffee direkt von Kleinbauern ohne Zwischenhändler bezogen wird. Eine weitere Möglichkeit, um der Ausnutzung entgegenzuwirken, ist der Kauf von hochwertigem Kaffee. Kann mehr Geld in die Herstellung von Kaffee fließen, können Bauern faire Preise für ihre Bohnen erhalten und höhere Löhne ermöglicht werden. Dies sollte auf der Verpackung gekennzeichnet sein. Dennoch ist das Fairtrade-Siegel ein guter Richtwert für einen fairen Kaffeehandel.
Allein durch die Auseinandersetzung mit dem Thema geht man bereits den ersten Schritt in die richtige Richtung.